Neugestaltete Dauerausstellung „Siegburger Steinzeug“ im Stadtmuseum Siegburg

Das Stadtmuseum Siegburg zeigt über vier Etagen die wichtigsten Epochen der Stadt und der Region von der Vorgeschichte bis in die Gegenwart.
Eine der wichtigsten Abteilungen widmet sich der Bedeutung des Siegburger Steinzeugs, das die Stadt in Mittelalter und Früher Neuzeit in ganz Europa berühmt machte. Nun erscheint die neu gestaltete Abteilung in frischem Glanz – genauer gesagt in frischem Grün, der edlen Modefarbe der reichen Bürger und Kaufleute des 16. Jahrhunderts.

Eigentlich waren sie auf der Suche nach Erzen, als die Siegburger im 12. Jahrhundert auf eine Tonader stießen. Auf diesen Ton von extrem seltener Güte, wie er in ganz Europa kaum vorkommt, gründete sich die jahrhundertelange Berühmtheit des Siegburger Steinzeugs.
Kurz vor 1300 stellten die Siegburger als erste Töpfer Europas Steinzeug her, indem sie die Gefäße bei besonders hohen Temperaturen brannten. Dadurch sind die Gefäße bereits nach dem ersten Brand wasserdicht. Sie verwendeten keine farbigen Glasuren, aber durch den Anflug metallhaltiger Bestandteile aus dem Feuerholz ergab sich beim Brand eine teilweise glänzende Oberfläche.

Die Zunftmeister des Mittelalters gaben für alle Werkstätten die Gefäßtypen vor. Dadurch wurden große Mengen an Gefäßen hergestellt, die nicht nur gleich aussahen, sondern auch gleich groß waren. Entsprechend konnten Großabnehmer aus Adel, Klerus und Bürgertum unbesehen große Mengen an Gefäßen bestellen, die sie zur Verteilung von feststehenden gleichen Portionen wie flüssigem Brei, Bier oder Wein nutzen konnten. Noch heute richten sich unsere gängigen Flaschengrößen nach den Maßeinheiten, die im Siegburger Zunftbrief festgeschrieben sind.

Im ausgehenden 15. Jahrhundert entwickelte sich die Auflagentechnik, mit der die Siegburger ihre Krüge aufs Feinste verzierten – sie dienten den Käufern als Ausdruck ihrer gesellschaftlichen Stellung oder Einstellung und als Stoff für Tischgespräche.

Das Mittelalter kannte keinen freien Warenfluss. Der jeweilige Stadt- oder Landesherr erließ für die Handwerker Bestimmungen, in welchen Gebieten und auf welchen Märkten sie ihre Ware anbieten konnten. Die Siegburger Töpfer durften ihre Ware nicht selbst in Köln auf dem Markt verkaufen, sondern die Kölner Kaufleute als Zwischenhändler waren verpflichtet, die Ware in den Töpfereien auf eigene Kosten und Risiko gegen sofortige Bezahlung abzuholen.
Im Gegenzug bekamen die Kölner Kaufleute den Exklusivhandel mit Siegburger Steinzeug entlang des Rheines südlich von Düsseldorf und nördlich von Andernach. Den Siegburger Töpfern blieb der Fernhandel den Rhein hinauf, nach Norddeutschland, in die Niederlande und auf die Messen nach Frankfurt und Hamburg.

Mit dem Dreißigjährigen Krieg brachen die Handelswege und europäischen Märkte zusammen. Es war der Anfang vom Ende des berühmten Siegburger Steinzeugs.

(Textauszüge: Dr. Marion Roehmer/ Dr. Gundula Caspary, Stadtmuseum Siegburg)

Hier finden Sie mehr Informationen zur Dauerausstellung:
Den guten Ton getroffen – Siegburger Steinzeug als das „Gold“ der Frühen Neuzeit (PDF)

Zum Siegburger Steinzeug ist im November 2022 eine Publikation erschienen. Den Artikel dazu in den Keramiknews finden Sie hier:
Neue Publikation zum Siegburger Steinzeug

Foto: Stadtmuseum Siegburg

Öffnungszeiten:
Di bis Sa 10.00-17.00 Uhr
So 10.00-18.00 Uhr

Stadtmuseum Siegburg
Markt 46
53721 Siegburg
Tel 02241 1027410
stadtmuseum@siegburg.de
www.stadtmuseum-siegburg.de

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