Das Keramik-Museum Bürgel würdigt vom 19. November 2022 bis 23. April 2023 das Wirken und Werk von Emmy von Egidy. Ergänzend sind wunderbare Jugendstil-Keramiken nach Künstlerentwürfen aus der Thonbrand-Kunstwerkstätte der Gebrüder Meinhold (Schweinsburg) zu sehen.
Emmy von Egidy (1872–1946) war eine faszinierende Künstlerin mit einer ausgeprägten Doppelbegabung. Sie war einerseits Keramikern und Bildhauerin, andererseits eine erfolgreiche Schriftstellerin. Schon früh zeigte sich ihr Drang nach plastischer Gestaltung. Stets hatte sie als Kind ein paar Erdklümpchen zum Modellieren in ihren Taschen. Später bildete sie sich vorwiegend autodidaktisch fort, denn Zeit ihres Lebens stand die Pflicht vor der Leidenschaft. Als älteste Tochter musste sie nach dem Tod ihres Vaters Moritz von Egidy immer wieder für das Wohl ihrer zahlreichen Geschwister und der kränklichen Mutter sorgen.
Im Herbst 1898 absolvierte sie auf Empfehlung des Künstlers Hermann Obrist eine zweimonatige Töpferausbildung in Bürgel und erlernte dort das Drehen an der Töpferscheibe. »Das war für damalige Zeiten absolut ungewöhnlich«, so Museumsleiterin Dr. Antje Neumann-Golle. Daher erregte Emmy von Egidy auch Aufsehen in der kleinen Stadt. »Ihre Erlebnisse hielt sie in dem historisch wertvollen Bericht ‚Die Töpferstadt‘ fest«, so Neumann-Golle. Auch ihr Gesellenstück entstand in Bürgel.
Die Keramiken von Emmy von Egidy – u.a. gefertigt in der Kunsttöpferei Jakob Julius Scharvogel in München und in der Thonbrand-Kunstwerkstätte der Gebrüder Meinhold in Schweinsburg – sind einzigartige Kunstwerke des Jugendstils. So gehen die amorphen Formen eine wunderbare Einheit mit den farbenfroh-leuchtenden Glasuren ein. Dass ihre Arbeiten großen Anklang fanden, belegen auch wichtige Ausstellungsbeteiligungen, wie etwa die Teilnahme an der Ersten internationalen Ausstellung für moderne dekorative Kunst 1902 in Turin oder an der Weltausstellung in St. Louis 1904.
In München gehörte Emmy von Egidy zum Kreis der Münchner Moderne um August Endell, Hermann Obrist, Stefan George, Ricarda Huch, Helene Böhlau oder Ika Freudenberg. Zudem war sie als Frauenrechtlerin sehr aktiv. Ihre größten Erfolge feierte sie jedoch mit ihren zahlreichen Romanen, allen voran mit dem Roman »Marie-Elisa«.
Emmy von Egidy blieb zeitlebens unverheiratet. Vermutlich 1933 zog sie nach Weimar und starb dort 1946 verarmt.
(Text: Keramik-Museum Bürgel)
Die Ausstellung wird am Samstag, 19. November 2022 um 15.00 Uhr eröffnet.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Ausstellungsdauer:
19. November 2022 bis 23. April 2023
Öffnungszeiten:
November – Februar
Mi bis So 11.00–16.00 Uhr
März – Oktober
Di bis So 11.00–17.00 Uhr
Keramik-Museum Bürgel
Am Kirchplatz 2
07616 Bürgel
Tel 0366 9237 333
post@keramik-museum-buergel.de
www.keramik-museum-buergel.de
Vielen Dank für diese Würdigung meiner Großtante Lotte in Weimar, wie wir sie durch unsere Großmutter kannten. Sie ist die Patentante meiner Schwester. Erst jetzt sehe ich einige Arbeiten von ihr, sehe die Farben, sie sie gegeben hat. Leider sind von ihr wenige Plastiken erhalten. Sie hatte nicht das Geld, sie in Porzellan herstellen zu lassen, so auch die Plastik „Unsere Mutter“. Mit dieser Plastik kommt auch ihre Familie in den Blick, vor allem ihr Vater Moritz v Egidy, der immerhin durch Namengebung für eine Straße in Potsdam und Berlin gewürdigt worden ist. Dass gerade die zwei Monate, in denen die Großtante in Bürgel war zu dieser Ausstellung führte, vielen Dank noch einmal. „Der Dohn wärd noch Härre iber Sie, Sie solln doch Härre iber ä Dohn wäre!“ Das kennen wir von ihr mit Großmutters Blick auf diese Plastik, die in ihrem Zimmer stand. Jetzt steht sie in der Ausstellung, danke. Albert Schorr aus Naumburg