Die Preisverleihung auf der Internationalen Handwerksmesse in München fand am 11. März 2017 statt.
Der 2006 erstmals ausgelobte BKV-Preis für Junges Kunsthandwerk fand in diesem Jahr zum elften Mal statt. Aus insgesamt 104 Einreichungen, die in diesem Jahr aus 18 Ländern eingingen, ermittelte die Jury drei Preisträger, eine Belobigung und 19 Finalisten:
Den ersten Preis erhält: Katrin Feulner, Deutschland, Pforzheim
Den zweiten Preis erhält: Inhwa Lee, Korea, Seoul
Den dritten Preis erhält: Helen Habtay, Deutschland, Idar-Oberstein
Eine Belobigung erhält: Anne Lengnink, Deutschland, Wismar
Zur Arbeit von Katrin Feulner:
Die Halsketten von Katrin Feulner zeigen ihre Materialität und Fertigungstechnik und transzendieren sie zugleich.
Eisen und Stahl, teilweise aus gefundenen Objekten, werden mit höchster Sicherheit für Proportion und Oberflächen zu intensiv blauschimmernden Schmuckstücken, die an die Collanen von Ritterorden erinnern. Mittelstücke, Kettenglieder und Verschlüsse sind aus den gleichen Formen entwickelt und mit raffinierter Reduktion konstruiert.
Klare Konturen und besonders die äußerst präzise, aber nie sterile Ausführung der Oberflächen lassen das schlichte Material überaus kostbar erscheinen.
Zur Arbeit von Inhwa Lee:
»Memory of Emotions« nennt Inhwa Lee ihre Porzellanobjekte, die technische Artistik mit einer ungewöhnlichen Ästhetik verbinden.
Auf der Drehscheibe entstehen extrem dünnwandige, zylindrische Porzellangefäße. In weiteren Bearbeitungsschritten werden auf rechteckigen Feldern Wandstärken und Oberflächen so variiert, dass sie in unterschiedlichem Maße Licht durchlassen und reflektieren.
Diese optisch wie haptisch ungewöhnlichen Gebilde stehen in der Tradition koreanischer Keramik, lassen aber auch an die in Europa einst beliebten Lithophanien denken, die hier ganz in konstruktivistische Formen transponiert wurden.
Zur Arbeit von Helen Habtay:
»Hi, SciFi« ist eine Halsschmuck-Serie von Helen Habtay, die eine verstörend biomorphe Ästhetik entfaltet.
Kupferrohre, die mit ihrer porigen Mattierung und rosé Vergoldung eine durchaus hautartige Oberfläche erhalten, verbinden sich miteinander, teils mit Fittings, wie Installateure sie benutzen, teils wie Gedärme ineinander wachsend. Sie fassen massive Rosenquarz-Ronden, die die organischen Formen fortsetzen. Gefütterte Lederschläuche verbinden das mit dem Hals der Trägerin.
Diese massive und radikale Neuinterpretation des Colliers geht aber mit dem Körper der Trägerin eine überraschend schlüssige Verbindung ein.
Zur Arbeit von Anne Lengnink:
Die Colliers von Anne Lengnink überwinden spielerisch Grenzen und Widersprüche: von Organischem und Anorganischem, Vergänglichem und Beständigem, Konvention und Tabu.
Ein Perlencollier mit übergroßen Porzellanperlen, die teilweise wie in der Anatomie durch Gelenkkopf und Kugelpfanne miteinander verbunden sind. Ein schnöder Gummizug hält sie zusammen. Latexschläuche fassen und verbinden drüsig geformte Porzellanperlen, deren reines Weiß in einem rosa Hautton ausläuft.
Um den Hals getragen, wippen, schwingen und klingen so die Porzellankörper. Sprödigkeit und Flexibilität verbinden sich, ebenso wenn Stahlkäfige mit klaren geometrischen Formen organoide Barockperlen aus Porzellan einschließen und umfangen.
Die Objekte der folgenden 19 Bewerber sind in die Endauswahl gelangt:
Naama Bergman, geb. 1982 in Tel-Aviv/Israel, lebt in München, Schmuck und Gerät
Ana Catalina Brenes, geb. 1983 in San José/Costa Rica, lebt in Aschaffenburg, Schmuck
Eva Burton, geb. 1984 in Buenos Aires/Argentinien, lebt in Idar-Oberstein, Schmuck
Dingqi Chen, geb. 1992 in Peking/China, lebt in Halle (Saale), Keramik
Marion Delarue, geb. 1986 in Bois-Guillaume/Frankreich, lebt in Carbon-Blanc/Frankreich, Schmuck
Frieda Dörfer, geb. 1984 in Kiel, lebt in Pforzheim, Schmuck
Kerstin Sabrina Hendik, geb. 1985 in Kiel, lebt in Karlsruhe, Keramik
Zhuoyu Hou, geb. 1990 in Hunan/China, lebt in Meißen, Keramik
Lucie Houdková, geb. 1984 in Brünn/Tschechische Republik, lebt in Prag, Schmuck
Ahryun Lee, geb. 1989 in Seoul/Korea, lebt in London/Großbritannien, Keramik
Manami Matsuda, geb. 1992 in Yamaguchi/Japan, lebt in Tokio/Japan, Schmuck
Li-Ting Ou, geb. 1986 in Tainan/Taiwan, lebt in Tainan, Gerät
Nadine Pawusch, geb. 1984 in Siegen, lebt in Hanau, Schmuck
Markus Pollinger, geb. 1984 in Benediktbeuern, lebt in Lenggries, Gerät
Sarah Powell, geb. 1984 in Dorset/Großbritannien, lebt in München, Schmuck
Maike Schönebeck, geb. 1989 in Willich, lebt in Straelen, Produktdesign
Daphne Spiegel, geb. 1991 in Bad Kissingen, lebt in Hanau, Schmuck
Esther Suárez Ruiz, geb. 1984 in Cali/Kolumbien, lebt in Halle (Saale), Schmuck
Takayoshi Terajima, geb. 1986 in Chiba/Japan, lebt in München, Schmuck
Ausstellung aller Arbeiten:
08. bis 14. März 2017 auf der IHM
07. April bis 06. Mai 2017 in der Galerie für Angewandte Kunst des Bayerischen Kunstgewerbevereins
Bayerischer Kunstgewerbeverein e.V.
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