Wir kennen ihn noch von der guten alten Kaffeetafel – den klassischen weißen Porzellanteller mit Goldrand. Ob prunkvolle Bodenvasen oder goldverziertes Tafelgeschirr, die Verbindung von Gold und Porzellan sollte immer auch Reichtum und Opulenz des Besitzers demonstrieren.
Bis in unsere Zeit hat sich die Beschichtung von Geschirr durch Gold gehalten. Neue Auftragstechniken wurden entwickelt und verleihen dem weißen Gold heute einen zeitgemäßen Dekor.
Doch schon in naher Zukunft könnten aus dem klassischen Goldrand-Dekor entwickelte Porzellangeschirre oder Lampen erhältlich sein, die das Edelmetall nicht nur als Verzierung einsetzen, sondern seine Leitfähigkeit nutzen, um über Berührung oder Wärmezufuhr bestimmte Leucht- oder Klang-Effekte zu erzeugen – ganz ohne Strom.
Der Gegenstand wird so nicht nur attraktiver, sondern auch multifunktional einsetzbar.
Daran arbeiten jedenfalls angehende ForscherInnen und DesignerInnen der Kunsthochschule Burg Giebiechenstein in Halle.
Das Objekt „Aurora – Playing the Light“ von Mariia Prianichnikova ist so ein Beispiel. Die Goldfäden im Porzellan der Lampe reagieren auf Berührung: Vertikales Streichen der Oberfläche verändert die Helligkeit, horizontales die Farbe.
Eine andere Idee verfolgt der Entwurf von „A Cup of Musik – Tea Time with Music“ von Eunyoung Cho: „Mit Leuten zusammensitzen, sich unterhalten und Tee trinken, im Einklang sein.“ Die Gewichtssensoren der Teekanne reagieren auf die Wassermenge und erzeugen leise Musik. Je mehr Tee getrunken ist, desto leiser wird die Musik. „Die Teatime ist zu Ende, wenn die Musik verklungen ist“, sagt Cho.
„Es sind innovative Ansätze, die den funktionalen Ansatz der Bauhauszeit in die Zukunft denken“, sagt Wilhelm Siemen, Direktor des Porzellanikons in Selb.
Die neuesten Porzellan-Experimente und -entwürfe sind in der aktuellen Ausstellung „REINE FORMSACHE. Vom Bauhaus-Impuls zum Designlabor an der Giebichenstein in Halle“ im Ausstellungsteil „DesignLab“ in Selb zu sehen.
Parallel dazu werden am Ausstellungsort in Hohenberg an der Eger im Ausstellungsteil „Chronik“ herausragende Porzellanentwürfe bedeutender Designerinnen und Designer von 1915 bis heute an der Kunsthochschule in Halle gewürdigt.
Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 06. Oktober 2019.
„REINE FORMSACHE. Vom Bauhaus-Impuls zum Designlabor an der Giebichenstein in Halle“
Porzellan der Zukunft – Goldrand reloaded – Vom Zierelement zum Hightech-Experiment
Ausstellungsdauer:
09. März bis 06. Oktober 2019
Öffnungszeiten:
Di bis So 10.00-17.00 Uhr
Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan
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