Das Hetjens Keramikmuseum in Düsseldorf präsentiert ab dem 28. November 2019 eine Sonderausstellung zu Meissener Porzellan in der DDR.
Erstmals seit Gründung der Porzellanmanufaktur Meissen durch den Kurfürsten August den Starken anno 1710 geschah in der Produktionsstätte etwas Revolutionäres: Fünf junge Künstler erhielten von der DDR-Führung ab 1960 als „Kollektiv Künstlerische Entwicklung“ die Aufgabe, dem „Weißen Gold“ aus Sachsen ein neues Aussehen zu geben. Viele Jahre lang konnten sie frei experimentieren und probieren.
Das Künstlerkollektiv – Peter Strang, Heinz Werner, Ludwig Zepner, Rudi Stolle und Volkmar Bretschneider – entwickelte gänzlich neue Formen und Malereien für das Meissener Porzellan in der DDR. Das Porzellan ist mit den Formen und Dekors überraschend oft in der bunten Welt der Märchen und der Träume angesiedelt.
Mit rund 200 Exponaten erinnert die Präsentation an ein wenig beachtetes Kapitel in der Geschichte der ältesten europäischen Porzellanmanufaktur. Diese besondere Porzellanschau, die in Kooperation mit dem Düsseldorfer Kunstpalast präsentiert wird, soll an den Mauerfall vor 30 Jahren und die damit eingeleitete deutsche Wiedervereinigung erinnern.
Inspiriert von den Märchen- und Fabelwelten
Die formal schlichten Produkte einer von der SED verordneten „proletarischen“ Porzellankunst, die in den Werkstätten des 1950 aus Ruinen neu erstandenen „VEB Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen“ in den frühen Jahren produziert wurden, fanden im Ausland wenig Anklang; sie waren somit zur dringenden Devisenbeschaffung für die DDR Planwirtschaft ungeeignet.
Ab 1960 änderte sich die Situation mit dem neuen Auftrag jedoch. „Mit Sonder-Erlaubnis und sogar inspirierenden Asien-Reisen hatte das Künstlerkollektiv nun auf einmal die Möglichkeit, etwas zu entwerfen, was auf dem westlichen Markt bestehen konnte“, beschreibt Hetjens-Direktorin Daniela Antonin die Wende in der Meissener Porzellan-Produktion: „Die neuen Stücke entführen uns in ein farbensprühendes Märchenreich, in eine Welt der Freizügigkeit, des Glanzes und der Harmonie.“
„Die Sujets sind – bewusst oder unbewusst – unpolitisch angelegt und stellen in deutlichem Gegensatz zur Realität gewissermaßen eine erlaubte Flucht aus dem sozialistischen Alltag dar“, so Ausstellungskurator und Vizedirektor Wilko Beckmann.
Rahmenprogramm zur Sonderausstellung:
Filmabend
In Kooperation mit dem Filmmuseum wird am Di 04. Februar 2020, 20.00 Uhr, das Werk „Ein Sommernachtstraum“ (1959) von Regisseur Jiří Trnka in der Black Box des Filmmuseums, Schulstraße 4, gezeigt.
Führungen
Kuratorenführungen durch die Sonderausstellung „Märchenhaftes Meissen – Traumwelten der DDR“ finden an folgenden Terminen statt:
Mi 18.12.19 um 18.00 Uhr
Mi 22.01.20 um 18.00 Uhr
Mi 26.02.20 um 18.00 Uhr
Märchenhaftes Meissen – Traumwelten der DDR
Ausstellungsdauer:
28. November 2019 bis 01. März 2020
Öffnungszeiten:
Di bis So 11.00–17.00 Uhr
Mi 11.00-21.00 Uhr
Mo geschlossen
Hetjens-Museum Düsseldorf
Deutsches Keramikmuseum
Schulstraße 4
40213 Düsseldorf
Tel 0211.89-94210
Fax 0211.89-29166
hetjensmuseum@duesseldorf.de
www.duesseldorf.de/hetjens