Die Kasino-Galerie in Höhr-Grenzhausen zeigt in ihrer Ausstellung vielfältige „Eindru(e)cke“ aus Ost und West
HÖHR-GRENZHAUSEN. Häufig führt der Zufall Menschen an Orte oder hält Konstellationen bereit, die inszenierter klingen als sie es sind. Einen Tag vor dem 20. Jahrestag des Mauerfalls eröffneten in der Kasino-Galerie in Höhr-Grenzhausen die Keramik-Künstlerinnen und Galeristinnen Sandra Nitz (aus dem Westen) und Nicole Thoss (aus dem Osten) zusammen mit dem Kasino-Partner Peter Heinz die Ausstellung „Eindruck“ mit Werken der Keramik, Fotografie und Grafik. Insgesamt präsentieren dort bis zum 24. Januar 2010 sechs Künstler aus Ost- und Westdeutschland ihr Können.
Vor allem die drucktechnischen Arbeiten der fünf Keramiker lassen die Grenzen zwischen Keramik und Malerei beziehungsweise Grafik verschwimmen. Die eingebrannten Bildwelten wurden zuvor mit Engoben-, Lithografie-, Sieb- und fotografischem Umdruck sowie der Intarsientechnik auf Ton gebannt. Diesen vielfältigen Methoden, die eigentlich der Reproduktion dienen, haben sich die ausgestellten Künstler bedient und sie in kreativen Prozessen zu ausdruckstarken Interpretationen ihrer Arbeiten weiterentwickelt.
Nicole Thoss belebt ihre keramischen Quader oder Kuben, die sie selbst auch „Bilderkisten“ nennt, mit szenischen Kompositionen, in denen sie in Fotos gefangene Augenblicke und Beobachtungen am Computer zu neuen Bildern zusammengefügt hat. Diese bringt sie schließlich durch einen unterbrochenen Fotokopiervorgang auf die Keramik. Die so inszenierten vielschichtigen Landschaften und Bilderwelten, die es zu entdecken gilt, können sich bei jedem Betrachter zu eigenen Geschichten entwickeln, die zum Nachdenken anregen. So ist in einem ihrer Werke die real-surreale Beklemmung ehemaliger Grenzanlangen erfahrbar und in anderen Werken wird immer wieder die Verletzlichkeit eines in seiner Umgebung isolierten Individuums spürbar. Nicole Thoss“ ungewöhnlich bedruckte und beeindruckende Keramiken finden zu Recht immer mehr Beachtung in der keramischen Szene und beim Publikum.
Mit diesen Arbeiten korrespondieren in der klaren und großzügigen Ausstellungsfläche des loftartigen Kasinos die Werke der anderen Ausstellenden. Auf der einen Seite sind dies die lyrischen, grafisch-typografischen Arbeiten von Dorothee Pfeifer. Dem gegenüber wirken die vorwiegend ornamental und direkt bedruckten, kantigen Keramiken Annette Wanderers ganz unmittelbar. Zierlich nehmen sich im Kontrast dazu die Tassen Kordula Kuppes aus, die mit ihren individuell bedruckten, feinen Dekoren und plastischen Tassenböden überzeugen. Den Reigen keramischer Arbeiten schließen die Werke von Martin Möhwald. Inspiriert von alten Reklameschriften und Litfaßsäulen hat er seine Keramiken mit tapetenartigen Mustern bedruckt und anziehende, ästhetisch ansprechende Ergebnisse erzielt.
Schließlich präsentiert der Berliner Fotograf Horst Hinder seine großformatigen Bildcollagen und komplettiert somit die Druckwerkschau der Künstler aus Ost- und Westdeutschland mit seinen Eindrücken aus und von der facettenreichen Hauptstadt. Die streng geordneten quadratischen Bildausschnitte setzt er zusammen zu grafisch anmutenden Stadtlandschaften. Aus ungewöhnlichen Details wie zum Beispiel Fassaden oder Straßen entwickelt er so ganz eigenwillige Porträts von Berlin.
Die Ausstellung in Höhr-Grenzhausen ist dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr zu besichtigen.
Infos unter:Â www.kultur-kasino.de.
Westerwälder Zeitung vom Samstag, 28. November 2009, Seite 26.