Die Klassik Stiftung Weimar präsentiert den dritten Band »Keramik« aus dem »Werkverzeichnis der kunstgewerblichen und raumkünstlerischen Arbeiten Henry van de Veldes 1863-1957«. Das Forschungsprojekt ist auf sechs Bände angelegt und soll zweisprachig herausgegeben werden. Wie die bereits vorliegenden Bände zu »Metallkunst« (2009) und »Textilien« (2014) erscheint auch der Band »Keramik« im E. A. Seemann Verlag.
Auf 696 Seiten und mit über 1600 Abbildungen widmet sich der dritte Verzeichnisband dem keramischen Werk Henry van de Veldes. In den nach Werkstoffen gegliederten Hauptkapiteln ›Steinzeug und Irdenware‹, ›Porzellan‹ und ›Varia‹ erfasst er alle Hersteller von Entwürfen des Künstlers mit ihren jeweiligen Ausführungen in chronologischer Reihenfolge. Gleichzeitig werden umfangreich Hintergründe und Entstehungszusammenhänge beleuchtet. So sind die Maße, Materialien und Herstellungstechniken ebenso detailliert dokumentiert wie die Auftraggeber und Kunden van de Veldes, ausführende Firmen, Mitarbeiter und Ausstellungen. Die Hauptleistung bei der Bearbeitung des Bandes bestand darin, eine homogene wissenschaftliche Erschließungstiefe mit einer ästhetisch anspruchsvollen Darstellung zu verbinden.
Insgesamt dokumentiert der dritte Band des Werkverzeichnisses Henry van de Veldes über 1500 Einzelobjekte. Damit ist er, ebenso wie die bereits erschienenen Bände »Metallkunst« und »Textilien«, ein unverzichtbares Standardwerk für Museen, Sammler und Kunsthändler.
Henry van de Velde widmete sich ab 1895 der Keramikgestaltung. Im Vergleich zu den ersten Ausführungen für derbe Fliesen aus der Produktion von Alexandre Bigot zeigen Arbeiten aus der Weimarer Zeit ab 1902 einen deutlichen Fortschritt des Künstlers im Umgang mit dem Werkstoff. Van de Velde entwickelte ein erstaunlich breites Spektrum an Gebrauchs- und Luxuskeramik. Er entwarf sowohl Bierkrüge, Schalen und Kerzenhalter als auch formvollendete Vasen und sogar Urnen. Für die Königlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur in Meißen entwickelte er zudem ab 1903 ein 42-teiliges Tafelservice mit dem sogenannten ›Peitschenhieb-Dekor‹. Der Hauptanteil seiner Entwürfe war für die Keramikproduzenten im Westerwald und in Thüringen bestimmt, namentlich für die Zentren Höhr, Grenzhausen und Bürgel. Auch Weimar avancierte mit der Hoftöpferei J. F. Schmidt und der Kunstgewerbeschule zu einem wichtigen Ort der Keramikherstellung. In Zusammenarbeit mit seinen Schülern schuf Henry van de Velde hier Keramiken mit Seltenheitswert.
Das an der Klassik Stiftung Weimar angesiedelte Forschungsprojekt zur Erarbeitung des »Werkverzeichnisses der kunstgewerblichen und raumkünstlerischen Arbeiten Henry van de Veldes 1863-1957« wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Ernst von Siemens Kunststiftung gefördert. Die inhaltliche Konzeption des dritten Bandes »Keramik« übernahmen Antje Neumann und Linda Tschöpe von der Klassik Stiftung. Herausgeber sind Frau Neumann und Thomas Föhl.
2015 kürte die Stiftung Buchkunst Band II »Textilien« zu den 163 schönsten deutschen Büchern.
Bibliographische Angaben:
Thomas Föhl, Antje Neumann (Hrsg.)
Henry van de Velde – Raumkunst und Kunsthandwerk | Interior Design and Decorative Arts
Ein Werkverzeichnis in sechs Bänden | A catalogue raisonné in six volumes
Band III: Keramik | Volume III: Ceramics
Zweisprachige Ausgabe: Deutsch und Englisch
696 Seiten | 1528 Abbildungen | Leinen im Schuber
Preis: 128 Euro (bis 05. September 2016); 148 Euro (ab 06. September 2016)
E. A. Seemann Verlag
ISBN 978-3-86502-231-8