Rund 50 Werke der Wiener Künstlerin und Designerin Vally Wieselthier zeigt das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) in der Ausstellungsreihe „Golden Girls“.
Die Künstlerin Vally Wieselthier (1895-1945) gehört zu den wichtigsten Vertreterinnen der Wiener Werkstätte. Trotzdem ist ihr Werk weniger bekannt als das ihrer männlichen Kollegen. Dabei zeugen ihre Keramiken, Stoff-, Spielzeug- und Tapetenentwürfe sowie ihre Buch- und Plakatkunst von einer unbändigen Experimentierfreude.
Wieselthiers Werdegang ist im kompromisslosen Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein beispiellos. Wertvolle Leihgaben aus dem Museum für Angewandte Kunst Wien sowie ausgewählte Gebrauchskeramiken aus Wiener Galerien und Privatbesitz spiegeln auf eindrückliche und humorvolle Weise ihren unbeirrbaren Gestaltungswillen in einer patriarchalischen Gesellschaft wider.
Vally Wieselthier gilt als die Diva der Wiener Werkstätte. Die Mitbegründerin der Keramischen Plastik besticht in ihren Werken mit einer expressiven Farbwahl. Ihre zumeist weiblichen Akte sind zugleich humorvoll und von selbstbewusster Sinnlichkeit.
Zudem kreierte Wieselthier Gebrauchskeramik, unter anderem Lampenfüße, Blumenvasen und Teeservices.
Die Schau zeigt zum einen, wie sehr ihre Arbeiten die Grenzen von angewandter und freier Kunst verwischen beziehungsweise aufheben. Zum andern positioniert sie Wieselthiers Schaffen im Zusammenhang mit der Sammlung angewandter Kunst im mpk.
Hier finden Sie mehr Informationen und das Begleitprogramm zur Ausstellung:
https://mpk.de/sonderausstellungen/vally-wieselthier-golden-girl-no-2/
Wieselthier, ein eigenwilliges Multitalent, wurde 1895 in Wien geboren. Sie sticht als Schülerin im Sport hervor – ungewöhnlich für ein Mädchen der gehobenen Gesellschaft. Mit zwölf Jahren gewinnt sie Meistertitel im Schwimmen und Tauchen, mit 14 zählt sie zu den Jahrgangsbesten in Tennis, Hockey und Skifahren. Den Besuch der „Kunstschule für Frauen und Mädchen“ bricht sie ohne Wissen der Eltern ab und wechselt zur Wiener Kunstgewerbeschule. Dort besucht sie die Fachklassen Textil, Architektur und Keramik. Josef Hoffmann, der Mitbegründer der Wiener Werkstätte, und Michael Powolny, ihr Lehrer für Keramik, erkennen ihr Talent und fördern sie.
Bereits 1917 kommt sie zur Wiener Werkstätte. Sie erhält früh Preise für ihre Arbeiten und eröffnet 1922 ihre eigene „Keramische Werkstätte Vally Wieselthier“; weiterhin beliefert sie die Wiener Werkstätten, arbeitet aber auch mit zahlreichen anderen Keramikmanufakturen zusammen.
Wieselthier verkauft viel nach Deutschland und in die USA. 1927 tritt sie wieder in die Wiener Werkstätte ein und leitet bis 1929 die dortige Keramikwerkstätte. Ein Jahr später stellt sie erstmals in den USA aus und erhält eine überwältigende Resonanz von der Kritik; es folgen weitere Ausstellungen und ihre Stoffentwürfe kommen in amerikanische Produktion.
Als erste Frau wird sie Mitglied der Künstlervereinigung Contempoa, New York. Nach Schließung der Wiener Werkstätten 1932 emigriert sie endgültig nach New York. Sie ist dort national bestens vernetzt und stellt beispielsweise 1934 für Ford Motor Co., Chicago, ein riesiges Wandrelief fertig. Sie arbeitet für Sebring Pottery, Ohio, Gerneral Cermamics, New Jersey, oder Dunkrik Glass Works in New York und nimmt an zahlreichen Ausstellungen und Messen teil, unter anderem 1939 an der Golden Gate International Ceramic Exhibition in San Francisco und an der Weltausstellung in New York. 1945 stirbt Vally Wieselthier in New York.
(Text: Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern)
Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft mit einem Text von Svenja Kriebel.
Ausstellungsdauer:
05. November 2022 bis 26. Februar 2023
Öffnungszeiten:
Di 11.00-20.00 Uhr
Mi bis So 10.00-17.00 Uhr
Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk)
Museumsplatz 1
67657 Kaiserslautern
Tel 0631-3647-201
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