Westerwaldpreis im Museum in Höhr-Grenzhausen vergeben und Ausstellung eröffnet – Staatsminister Herr Neumann vertrat Schirmherrin Frau Dr. Merkel.
Das Keramikmuseum Westerwald steht zurzeit im Fokus der weltweiten Keramikbranche. Am Freitag wurde dort der zwölfte Westerwaldpreis verliehen und eine dazugehörige Ausstellung eröffnet – mit hohem Staatsbesuch aus Berlin.
HÖHR-GRENZHAUSEN. Ganz Europa blickt auf die „Wiege der Keramik“, den Westerwald, insbesondere das Kannenbäckerland. Im Keramikmuseum wurde der Westerwaldpreis 2009 verliehen.
Freitag, 18 Uhr, Keramikmuseum Westerwald, Höhr-Grenzhausen: Eine Traube von Politikern steht plaudernd vorm Eingang. Die Gespräche stocken, als eine schwarze Limousine mit Berliner Kennzeichen vorfährt. Der Chauffeur hält. Die hintere Wagentür öffnet sich. Blitzlichtgewitter. Ein Mann in dunklem Anzug steigt aus: Bernd Neumann. Der Staatsminister bei der Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien ist zur Verleihung des zwölften Westerwaldpreises angereist, um Schirmherrin Dr. Angela Merkel zu vertreten.
Freundlich reichen sich Staatsminister und Lokalpolitiker die Hände. Neumann richtet sein Sakko und geht mit dem Empfangskomitee um die Museumsleiterin in den Festsaal, begleitet von den Blicken der bereits sitzenden Besucher.
Kaum haben die Herrschaften die reservierten Plätze eingenommen, begrüßt Landrat Peter Paul Weinert die Gäste – viele davon namentlich – und betont seine Freude darüber, dass der Kreis den Westerwaldpreis trotz angespannter Haushaltslage zum zwölften Mal ausrichten kann. Er verdeutlicht, wie sich der Westerwaldpreis zu einem „Wettbewerb auf höchstem Niveau“ entwickelte. Ursprünglich (1973) wurde er vom damaligen Unterwesterwaldkreis gestiftet, um im deutschsprachigen Raum herausragende handwerkliche und künstlerische Arbeiten zu würdigen.
Weinert: „Aufgrund der äußerst positiven Resonanz in den europäischen Nachbarstaaten wurde die Ausschreibung 1999 auf das Gebiet der Europäischen Union und ab 2004 auf die Länder des geografischen Europas erweitert.“ Dieses „Sprengen der Grenzen“ habe dem Preis, seiner Qualität und seinem Ansehen gutgetan. Für den Westerwaldpreis 2009 haben sich fast 700 Keramiker, davon 332 aus Deutschland, beworben und einer internationalen Jury gestellt. 223 Künstler aus 24 Ländern sind in der Ausstellung „Keramik Europas“ vertreten.
Die starke Frauenbeteiligung (495 Bewerbungen und 156 akzeptierte Künstlerinnen; unter den sechs Preisträgern ist ein Mann) kommentiert Neumann zum Amüsement der Gäste mit: „Merkel-Land“. Die Jury habe es nicht leicht gehabt. Die handwerkliche Perfektion, die hohe künstlerische Qualität und das breite Spektrum der Werke seien beeindruckend. Neumann: Der Westerwaldkreis genießt über Deutschland hinaus den Ruf einer einzigartigen keramischen Innovationsregion; „Höhr-Grenzhausen gilt als Mekka der Keramiker“. Nirgendwo sonst in Europa liegen Kunst, Wissenschaft und traditionelle Fertigung so nah beieinander, so der Staatsminister, dessen Haus sich gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium mit der „Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft“ dafür einsetzt, das wirtschaftliche Potenzial der angewandten Kunst zu stärken und weiterzuentwickeln – wozu insbesondere auch die künstlerische Keramik zählt.
„Es erfüllt uns mit Stolz, wenn man die Entwicklung von den Anfängen der ehemals rein handwerklichen und vor allem von der absoluten Notwendigkeit geprägten Verarbeitung des Tons bis zur heutigen Vollendung in Form und Verwendung sieht. Nichts macht dieses deutlicher, als der international anerkannte und begehrte Westerwaldpreis“, sagt Stadtbürgermeister Michael Thiesen. Mels Boom, Redakteur des holländischen Keramikmagazins „KLEI“, betont die „große Freiheit“, die die Einsender im Wettbewerb haben – bezüglich Größe, Menge, Thema, Teilnahme-Alter. Der Künstler könne einfach er selbst sein. Für einen klaren Blick auf die aktuelle Keramiklandschaft sollte man Einschränkungen auch vermeiden. Der Westerwaldpreis fungiere als Schaufenster des Neuen.
Museumsleiterin Monika Gass leitete mit ihrer Aussage „Kunst braucht die soziale Komponente, verlangt nach Kommunikation“ zur offiziellen Eröffnung der Ausstellung „Keramik Europas“ über, die in Nachbarländern als Folgeausstellung zu sehen sein wird. Einen Tag nach Vergabe der Preise, die mit bis zu 5000 Euro dotiert sind, und Ausstellungsstart bot das Kolloquium „…as times go by… 1973 – 2009… resümée“ zahlreiche Fachvorträge.
Claudia Theis
Quelle: Westerwälder Zeitung
vom Montag, 31. August 2009, Seite 9