Gmunden zählt zu den Keramikzentren in Europa und wird in einem Atemzug mit Faenza in Italien, Selb in Deutschland oder Limoges in Frankreich genannt. Mit der Gmundner Keramik besitzt Gmunden auch den größten mitteleuropäischen Produzenten hochwertiger Gebrauchskeramik. Der ideale Austragungsort also für ein international besetztes Keramiksymposium, sowie den jährlich im August stattfindende internationalen Töpfermarkt, die sehr wesentlich zur Positionierung Gmundens als Keramikstadt beitragen.
Gmunden hat eine beeindruckende Keramik-Tradition: Die Herstellung irdener Waren wie Krüge, Schüsseln, Weidling, aber auch Kacheln und Kachelöfen geht historisch belegt bis ins ausgehende Mittelalter zurück. Ein erstes „Hafnerhaus“ – in der Hafnerzunft waren die Handwerker für Gebrauchsgeschirr und Kachelöfen zusammengefasst – wird in einer Urkunde von 1492 erwähnt, zu sehen im Gmundner StadtÂarchiv. Einige der Hafnerhäuser stehen bis heute in der Gmundner AltÂstadt. 1625 erließen die Hafner von Gmunden eine eigene HandwerksÂordnung; der eigentliche Startschuss für die eigenständige Produktion und Vermarktung ihrer Waren.
Da man für die Kacheln der Kachelöfen zur besseren Wärmeverteilung konvexe oder konkave Formen verwendete, erzeugten die Hafner bald die ersten Schalen, Schüsseln und Krüge aus Keramik und verzierten sie mit dekorativen Mustern. Vor mehr als 300 Jahren entstand auch das wohl bekannteste Dekor der Gmundner Keramik – das Grüngeflammte, das (fast) jedem Österreicher und jeder Österreicherin bekannt sein dürfte. Damals füllte man die grüne Farbe in das Horn eines Rindes, kappte die Spitze ab und ließ die Farbe in kreiselförmigen Bewegungen über Teller und Schüsseln laufen. Das Rinderhorn kommt in den Werkstätten der Gmundner Keramik nicht mehr zum Einsatz, die Technik des Flammens mit einem Malhörndl aus Keramik wird jedoch bis heute unverändert eingesetzt.
Die Region rund um den Traunsee bot seit jeher alles, was zur HerstelÂlung von Keramik nötig war: Ton, Wasser, Kieselsteine, Holz und nicht zuletzt begüterte Bürger, die sich reich verzierte Keramik-Kachelöfen leisten konnten. Die Schönheit der Natur inspirierte die Künstler und Kunsthandwerker in der Auswahl von Farben und Formen.
Die weitere Keramikgeschichte von Gmunden ist untrennbar mit der Familie Schleiß verbunden, die Ende des 18. Jahrhunderts von Vöcklabruck nach Gmunden übersiedelte. Im Jahr 1843 erwarb Franz Schleiß das seit etwa 1500 bestehende Hafnerhaus am Graben. Sein Sohn Leopold gründete 1903 die „Gmundner Thonwarenfabrik“, die ab 1926 unter „Gmundner Keramik“ firmierte. Seit dieser Zeit gehen die bekannten Keramikwaren aus Gmunden in alle Welt.
Mit der „Künstlerischen Werkstätte Franz und Emilie Schleiß“ fand 1909 seinen Anfang, was bis heute das besondere Flair der Gmundner Keramik ausmacht – die Liebe zur Kunst. In den 20iger Jahren arbeiteten bei Schleiss in Gmunden bekannte Künstler wie Michael Powolny, Dagobert Peche, Franz von Zülow oder Paul Hartmann und erzeugten Kunstwerke, die heute noch zu hohen Preisen von Sammlern ersteigert werden. Auch mit den Wiener Werkstätten gab es lange Zeit eine Kooperation.
Ab 1963 wurden zahlreiche Keramik-Symposien unter der Leitung vom weltweit anerkannten Keramikers Kurt Ohnsorg (1927-1970) mit bedeutender Fachpräsenz aus aller Welt und zuletzt von Kurt Spurey in Gmunden abgehalten. Die bisher letzte dieser internationalen Künstler-Zusammenkünfte fand im Jahr 1978 statt. Die Keramikobjekte aus diesen Symposien werden heute noch in der Stadtgemeinde Gmunden aufbewahrt – und in dem, anlässlich der Landesausstellung 2008 neu umgebauten Stadtmuseum, das seinen Schwerpunkt sehr stark auf die Keramik legt, ausgestellt . Im Jahr 2003 knüpfte die Keramikstadt Gmunden an die Symposiums-Tradition und in den neu errichteten Räumlichkeiten der KUNST.WERKSTATT der Gmundner Keramik wurden die Keramiksymposien wiederbelebt, zunächst unter der Patronanz der „Gmundner Keramik“, seit 2006 (im Zweijahresrhytmus) liegt die Organisation bei der Stadtgemeinde. Weitere Initiativen, wie das erste Keramikhotel (Keramikhotel Goldener Brunnen in der Traungasse) wurde realisiert, die Ansiedelung weiterer Keramikbetriebe, sowie Ausbildungsprojekte sind geplant.
Und so schließt sich der Kreis zwischen Tradition und Moderne in der Keramikstadt Gmunden.