Der Westerwaldpreis wird an Keramiker und Keramikerinnen vergeben, die von einer Jury aus jeweils benannte Fachleuten aus Keramik, Kunstgeschichte und Bildender Kunst nach einem festgelegten 2.stufigen Verfahren eine Entscheidung zu treffen haben.
Freie Arbeiten / Skulptur / Installation
MARIEKE PAUWELS (B), Apollonia und Relics
Mit diesen Arbeiten hat die Künstlerin ein Werk geschaffen, das die traditionelle Keramiktechnik in einen neuen Kontext versetzt. Sie geht ein Risiko ein, indem sie sich gegen eine herkömmliche, kompakte keramische Form entscheidet und eine symbolische sowie poetische (lyrische) Struktur durch eine Komposition aus Form, Raum und Materie erschafft. Jedes Element für sich ist ästhetisch verlockend, funktioniert insgesamt jedoch als eine Einheit, die ein bezauberndes Ganzes darstellt.
BEATRIJS VAN RHEEDEN (NL), Installation
Die Struktur dieses Werkes ist minimalistisch; es ist jedoch durch die Verwendung von Licht und Schatten und den Eindruck gotischer Leichtigkeit inhaltlich komplex. Der sparsame Materialeinsatz sowie das Verhältnis von Masse zu Volumen scheint die Stabilität der Konstruktion zu negieren. Das Werk ist modular aufgebaut, um eine Struktur zuerschaffen, bei der die Stabilität der starren, jedoch zerbrechlichen Porzellanteile von den biegsamen Gummielementen abhängt. Auch hier werden übliche Annahmen bezüglich wechselseitiger Abhängigkeiten in Frage gestellt.
Salzbrand: Steinzeug und Porzellan
AAGE BIRCK (DK), Objekt mit Werkzeugen
Dieses Werk beinhaltet eine ironische Mischung gefundener und gemachter Objekte. Es verwendet alte Werkzeuge, die die Formen vervollständigen, worin sie widergespiegelt werden. Die verwendete Salzglasur ist bei diesen skulpturalen Formen ein herausragendes Beispiel der traditionellen Salzglasur und bildet ein markantes Element dieser Stücke.
NATHALIE SCHNIDER-LANG (CH/D), Seitenwind
Nach Meinung der Jury ist dies eines der überzeugendsten figurativen Werke in der Ausstellung. Die Gesichtszüge sind minimalistisch dargestellt, und das Salz kommt auf den Flächen zum Einsatz, die die Künstlerin betonen möchte. Die Materialverwendung ist so locker unexpressiv wie die Geste der Figur, wodurch die beiden Aspekte, die Geste der Handbewegung sowie der Ausdruck der Finger, zu einer Einheit werden.
Gefäß / Form / Dekor
SARA MOORHOUSE (GB), Vibration I und Oscillation I + II
In den Schalen dieser disziplinierten und erfahrenen jungen Künstlerin ist die Farbigkeit so kräftig, dass sie zur starken Form ein Gegengewicht bildet. Die konzentrischen Ringe in Komplementärfarben innerhalb der Formen erzeugen den optischen Eindruck von Bewegung. Die überragende Qualität dieser Arbeit rührt von der Stärke der Form sowie von der Verwendung des Dekors her, der uns dadurch von diesen Formen ablenkt.
Förderpreis bis 35 Jahre
JOSSELINE ENGELER (D), Tile me!
Uns ist die kontroverse Auseinandersetzung über diese Wahl bewusst, aber wir waren von der Bedeutsamkeit dieser Arbeit überzeugt – durch genau den Aspekt, der sie kontrovers werden lässt, nämlich dass sie für einen bestimmten Ort entworfen wurde. Die Künstlerin hat ein zeitgenössisches Konzept aus der üblichen musealen Umgebung herausgenommen und es außen an einem beschädigten historischen Gebäude platziert.
Sie bringt somit eine persönliche, zeitgenössische Aussage oder Markierung in die Straßen der Stadt, wodurch diese eine neue, an die Verwendung von Graffiti erinnernde Oberfläche erhält.
Infos unter: Keramikmuseum Westerwald